Wann genau wurde das
Gemälde zerstört?
Und wo befindet sich heute
der Ausschnitt
mit Brust und Kopf?

 

Artemisia Gentileschi

Bekehrung der Magdalena (The Penitent Mary Magdalen)
um 1615-18
Öl auf Leinwand, 146,5 x 110 cm

„Dieses Gemälde habe ich seit 30 Jahren. Eingerollt, beschmiert und zerschnitten, habe ich es bewahrt und restaurieren lassen. Auch als Relikt hat es mich fasziniert und immer noch bin ich auf der Suche nach Magdalenas Kopf.“ Olaf Lemke

Artemisia Gentileschi hat viele ihrer Motive mehrmals in unterschiedlichen Varianten gemalt. So auch dieses Motiv der „Bekehrung der Maria Magdalena”. Eine signierte Version von 1617-1618, welche der vorliegenden stark ähnelt, hängt heute in der Galleria Palatina in Florenz (Palazzo Pitti).

Roberto Contini (Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz) und Francesco Solinas (Louvre, Paris) haben das Gemälde untersucht und in ihre umfangreiche Ausstellung zu Artemisia Gentileschi 2012 im Palazzo Reale in Mailand aufgenommen und der Florentiner Version gegenübergestellt (Katalog: Artemisia Gentileschi - Storia di una Passione, Catalogo della mostra, Milano, 2011). Dies bestätigt den Rang des Werkes.

Eine Rekonstruktion:

Das Gemälde stammt aus der Kunstsammlung von Alfred Berliner (1861-1943). Der Ingenieur und Physiker machte bei der Firma Siemens & Halske ab 1890 Karriere und gehörte bis in die 1930er Jahre dem Aufsichtsrat des Konzerns an. Dass die Familie Berliner dem NS-Terror entgehen konnte, liegt eventuell daran, dass Herr Berliner schon 1880 mit seinen Brüdern dem Christentum beitrat und mit einer Nicht-jüdische Frau verheiratet war. Alfred  Berliner starb 1943 bei einem Bombenangriff in Berlin, seine Frau in den letzten Kriegstagen 1945 auf ihrem Rittergut in Schermeisel (Neumark). (Quelle: www.heimatbrief-oststernberg.de)

Berliners Sammlung blieb nach dem Krieg über Jahre unbeaufsichtigt in seiner Villa in Berlin-Grunewald, bis Anfang der 1960er Jahre ein Zwangsverwalter das Haus räumen ließ und die übrig gebliebenen Kunstgegenstände über einen Kunsthändler verkaufen ließ. Das Gemälde von Artemisia Gentileschi ließ sich zerstört nicht verkaufen. Bei der Übernahme neuer Galerieräume in den 1990ger Jahren, übernahm Olaf Lemke das Bild vom Vormieter und bewahrte es.

Wir vermuten, dass das Gemälde innerhalb der letzten Kriegswirren 1945 zerstört wurde, zum Zeitpunkt der Räumung fehlte schon der Kopf. Der Zustand des Bildes war sehr marode und konnte daher auch nicht, wie der Rest der Sammlung, verkauft werden.

Weiterhin bleiben die Fragen: Wann genau wurde das Gemälde zerstört? Und -wo befindet sich heute der Ausschnitt mit Brust und Kopf?

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Über den Rahmen

Anfang 17. Jh., Italien, Florenz
Lichtes Maß: 109 x 150 cm
Rahmenbreite: 13,5 cm

Der Barockrahmen um das Gemälde von Artemisia Gentileschi stammt aus Florenz, Italien. Er ist aus reich geschnitztem Pinienholz. Die feinen Schnitzereien des Außenprofils bilden rankende Akkantusblätter. Sie sind vergoldet und ihre „Blattadern“als feine Linien nachgestochen, um eine naturgetreue Wirkung zu erzielen und die Dreidimensionalität der Blattranken zu verstärken. Dieser Effekt wird noch unterstützt, indem die mit rotem Bolus unterlegten Blätter, vergoldet und poliert sind und die Tiefen (Hintergrund) schwarz bemalt. So scheinen die Blätter mehr im Vordergrund als der Rest des Rahmens. 

Ausgangspunkt der Blattranken sind vergoldete Roll-Ornamenten in jeder Schenkelmitte. Sie ranken geschwungen bis sie sich in den jeweiligen Ecken treffen.